Chronik

Fanfarenzug

Otterstadt

 

 

vom

08. Oktober 1958

bis

31. Dezember 2006

 

 

 

 

 

      Vorgeschichte zur Entstehung der Chronik

 

Nicht erst seit dem 20. Jahrhundert ist die Menschheit bemüht, ihre Erlebnisse, Tagesabläufe, Kriegsereignisse usw. ihrer Nachkommenschaft zu überliefern. Sei es nun durch Worte, Zeichnungen oder Fotografien. So ist es auch nicht verwunderlich, dass für die Nachkommen des Fanfarenzuges/Musikvereins, aber auch im Hinblick auf das 25jährige Bestehen des Vereins, eine Chronik erstellt wird.

 

Den Anstoß hierzu gab bereits vor mehr als zwei Jahren der langjährige Tambour, Übungsleiter und jetzige Dirigent Karl-Heinz Schneider. Der des Anstoßes bedurfte war der damalige zweite Schriftführer und heutige erste Vorsitzende und Verfasser dieses Werkes Erich Kuhn.

 

Seit der Gründung sind nun mehr als zwanzig Jahre vergangen, so dass es leicht möglich ist, dass nicht alle Ereignisse wiedergegeben werden. Trotzdem bin ich bemüht, die wichtigsten Daten, Namen und Feste und die wesentlichsten Einschnitte in das Vereinsleben zu beachten.

 

Bereits am 7. April 1987 hatte der damalige 1. Vorsitzende Klaus Erbach die Fortführung der Chronik als Thema bei der Vorstand- und Ausschusssitzung auf der Tagesordnung. Aus der Tatsache, dass keine Weiterführung erfolgte lässt sich nur schließen:

 

 

Die Arbeit wollte keiner der Anwesenden übernehmen.

 

 

 

Vorgeschichte zur Entstehung des

Fanfarenzuges Otterstadt

 

 

Otterstadt war in den früheren Jahren ein reines Fischer- und Bauerndorf, unmittelbar am „alten“ Vater Rhein gelegen. Hochwasser bedrohte damals alljährlich das Dorf, überschwemmte die Weideplätze und nahm dem Vieh die Nahrung.

 

Das vor Hochwasser geschützte Schifferstadt stellte den Otterstadtern bei Bedarf Weideland zur Verfügung. Als Gegengabe erhielt Schifferstadt den größten im Rhein gefangenen Fisch. Aus diesem alten Brauch heraus entstand aus Dankbarkeit das Heimat- und Karpfenfest, erstmals im Mai 1938 gefeiert.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg erinnerte man sich an dieses Brauchtum und hat es neu geboren, um nach Jahren der Angst, Not, Entbehrungen und Leiden wieder zusammenzufinden in Geselligkeit und Freude.

 

Der Festzug, der am Sonntag eines jeden Heimat- und Karpfenfestes stattfand, wurde begleitet von verschiedenen Musikgruppen, insbesondere der Volksmusik Schifferstadt. Ein Verein, der mir besonders gut in Erinnerung blieb war der Fanfarenzug Dirmstein, in grüner Landsknechtuniform und einer übergroßen Feder am Hut.

 

Vielleicht war das Motto „was die können, können wir auch“ ausschlaggebend für die einheimischen jungen Leute. Jedenfalls erhielt Otterstadt im Jahre 1958 seinen Fanfarenzug.

 

Im Anschluss an das Heimat- und Karpfenfest 1958 hatten mehrere junge Männer den Gedanken an einen eigenen Fanfarenzug offen ausgesprochen und warben bei Freunden und Bekannten für diese Idee. Es dauerte trotzdem noch bis zum 13. Dezember, bis der Fanfarenzug rechtlich per Gründungsversammlung aus der Taufe gehoben wurde.

 

Da die Verhandlungen und Gespräche einen solch langen Zeitraum beanspruchten und das genaue Datum des Beginns nicht festgehalten worden war, hat man sich auf den 10. Oktober, den Geburtstag des ersten Vorsitzenden Fritz Reichwein, als fiktiven Gründungstag geeinigt. Maßgeblich beteiligt an der Umfrageaktion waren Edgar Blau und Karl-Heinz Schneider.

 

Nicht alle waren von dem Plan begeistert. Es meldeten sich jedoch so viele, dass mit dem Aufbau des Fanfarenzuges begonnen werden konnte.

 

Die Verhandlungen mit dem damaligen Bürgermeister Herrn Eugen Ackermann führten die Herren Herbert Leicht und Karl Schneider. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die jungen Männer von der Gemeinde ein Startkapital in Höhe von 500,00 DM erhielten. Als Gegenleistung musste der Fanfarenzug dreimal kostenlos bei Festzügen des Heimat- und Karpfenfestes mitwirken.

 

Für die 500,00 DM wurden Landsknechttrommeln gekauft. Die Fanfaren wurden von jedem selbst bezahlt, und zwar in Raten. Viel Geld hatte man damals noch nicht.

 

Nicht ganz ohne Vorurteile wurde das „Treiben“ der Jugend, die den Fanfarenzug gründete, beobachtet. Die ältere Generation kannte diese Formation noch aus einer Zeit mit miserablem Ende. Die jungen Leute hatten jedoch keine Ambitionen, an das Gewesene anzuknüpfen. Sie wollten ganz einfach Fanfarenmusik zur eigenen und zu anderer Leute Freude öffentlich vortragen.

 

Dass dies hervorragend gelungen ist, darf man schon jetzt erwähnen und kann es am Ende auch genau lesen.

 

Am 13. Dezember 1958 wurde die Gründungsversammlung abgehalten und der Fanfarenzug Otterstadt in der Turnhalle des Sportvereins von folgenden Interessenten rechtlich gegründet:

 

Berthold              Otto                  Jaspers           Helmut

Blau                    Edgar                 Nowack           Fritz

Blau                    Emil                   Reichwein        Fritz

Colvenbach          Peter                 Schneider         Karl

Elzer                  Hans                  Schneider         Karl-Heinz

Erbach                Klaus                 Schöner            Adolf (GastwirtTuRa-Halle)

Herrmann            Otto                  Sohn                Friedel

Herrmann            Willi                 Steffan            Hermann

 

Die Führung des Vereins im Gründungsjahr und im folgenden Jahr lag in den Händen von:

 

Reichwein                       Fritz                     1. Vorsitzender

Blau                               Edgar                    2. Vorsitzender

Herrmann                       Willi                     Schriftführer

Schneider                       Karl-Heinz            Kassier

Herrmann                       Otto                      Unterkassier

Jaspers                          Helmut                  Pressewart

Elzer                             Hans                      Beisitzer

Erbach                           Klaus                     Beisitzer

Schneider                       Karl                      Kassenprüfer

Schöner                          Adolf                    Kassenprüfer

 

Der Fanfarenzug (Musikverein) ist und war ein eigenständiger Verein. Er ist auch nicht aus einem anderen Verein hervorgegangen.

 

Zunächst wurde der Otterstadter Adolf Mühleisen gefragt, ob er die Leitung und Stabführung übernehme. Nachdem er ablehnte hat Karl-Heinz Schneider den in Waldsee wohnenden gebürtigen Otterstadter Heinz Stranz „bearbeitet“, bis dieser sich für die Aufgabe zur Verfügung stellte. Unter seiner Stabführung erlernte man die ersten Töne. Viel Zeit wurde auch für das Marschieren aufgewendet. Schon recht bald war es möglich in die Öffentlichkeit zu gehen und das Erlernte zu zeigen. Als Uniform dienten weißes Hemd und schwarze Hose.

 

Die ersten Übungsstunden wurden in der Turnhalle abgehalten. Danach war lange Jahre das Gasthaus zum „Einhorn“ das Domizil. Als dieses geschlossen wurde, musste im Schulsaal geübt werden. Dann ging es in die Schulturnhalle. Inzwischen ist auch eine Übungsstunde im Saal des Gasthauses zum „Lamm“. Als Zwischenlösungen dienten: Gasthaus zur „Harmonie“, Scheune (Karl Hangg), Reparaturwerkstatt (Otto Flory), Ausländerwohnheim (Pirmin Netter), Geräteschuppen (Egon Berthold), Schreinerei (Willi Tremmel), Nebengebäude der Gemeindeverwaltung, private Unterkünfte und die freie Natur.

  

Der erste Vorsitzende Fritz Reichwein bewies sehr viel Mut, als er für das aufgenommene Darlehen persönlich bürgte. Mit dem Geld wurden wertvolle Fanfarentücher gekauft. (Anmerkung: überwiegend noch bei den Ehemaligen vorhanden).

 

Nach Aussage der heute noch aktiven Gründungsmitglieder hatte man zwar ein tiefes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt und schrieb die Kameradschaft groß; an ein Vereinsleben wie es jetzt besteht und an die mit dem Hobby verbundenen geselligen und kulturellen Aufgaben hatte damals noch niemand gedacht.

 

Das erste erklärte Ziel war die Teilnahme am Heimat- und Karpfenfest 1959. Nach dem eindrucksvollen Mitwirken war der Fanfarenzug nicht mehr aus dem Festzuggeschehen wegzudenken.  

 

 

 

Auszug aus einem Zeitungsbericht nach einem Auftritt in Ottweiler/Saar

 

„Ein glanzvoller Abschluss war der Hörnergruß (Jagdhörner) der „Blauen Husaren“ aus Otterstadt.

Die Eröffnungsfanfare, dargeboten von den Fanfarenzügen Schiffweiler, Höchem und Otterstadt/Pfalz erhielt großen Beifall. Hier ist in erster Linie der Fanfarenzug Otterstadt/Pfalz zu nennen, dessen Musikvortrag, die Diszipliniertheit der Ausführung sowie der Gesamteindruck des Fanfarenzuges, der in der Uniform der „Blauen Husaren“ auftrat, besonders gefielen. Ein solcher Fanfarenzug ist die beste Werbung für die Musik-, Spielmanns- und Fanfarenzüge, deren Bestehen allein vom Idealismus der Mitglieder abhängig ist!“   

 


Erich Peter Kuhn©

Redaktionell ergänzt im Juli 2014